Boden schonen & Sprit sparen mit Reifendruck
Bodenschonung mit moderner Technik - FL. Ing. Johann Dick
Wer kennt folgendes Szenario nicht?
Der Boden ist noch feucht, der Wetterbericht ist schlecht, die Zeit drängt
da dringend Arbeiten am Feld bzw. Grünland getan werden sollten. Beim Befahren
hat man ein schlechtes Gefühl – man spürt, dass es dem Boden „weh“ tut. Das Bodengefüge wird
nachhaltig „zerquetscht“.
Was kann
der Landwirt tun, um Bodenschadverdichtungen möglichst gering zu halten?
Diese
Frage steht im Zentrum vieler Inhalte des Landtechnik- und
Pflanzenbauunterrichts an unserer Schule – vielleicht ist dieses Tehma auch für
Sie interessant!
Zum besseren Verständnis darf ich im ersten Teil einige Grundlagen aufzeigen; im zweiten Teil (siehe weiter unten) werden die praktischen Möglichkeiten und Ergebnisse eigener Versuche zum Thema veröffentlicht.
1. Die
Bodentragfähigkeit wird bestimmt durch:
1.1. Art des Bodens (Ton, Schluff, Sand)
-
nicht
beeinflussbar
- jeder
Landwirt sollte seine Böden kennen
- je
mehr Tongehalt, desto empfindlicher
1.2. Struktur
- kann
mittel- und langfristig verbessert
werden
- je
besser die Struktur, desto höher die
Tragfähigkeit
1.3. Feuchtigkeit
- den
richtigen Zeitpunkt wählen
- je
feuchter, desto schlechter
1.4. Bewuchs
- Bodenprofil mit Horizontierung:
Parabraunerde Ap/Ah/B/C
in der
Fruchtfolge planbar
- mit
Bewuchs höhere Tragfähigkeit
2. Das Ausmaß der Bodenschadverdichtung wird bestimmt durch:
2.1. Überrollhäufigkeit, abhängig von Arbeitsbreite und Verfahrenstechnik
Tiefenwirkung einer betrachteten Druckzwiebel während der Durchführung unterschiedlicher Grundbodenbearbeitung, (Sommer und Zach, 1993)
(Siehe folgendes Schema)
Tiefenwirkung einer betrachteten Druckzwiebel während der Durchführung unterschiedlicher Grundbodenbearbeitung, (Sommer und Zach, 1993)
2.2. Radlasten: sind hoch und werden höher
(bis 11 t pro Rad!!)
Drucklinien unterschiedlicher Maschinen und Radlasten
2.3. Kontaktflächendruck in bar
abhängig von
-
Reifeninnendruck
- Reifendimension
- Reifentyp
- Fahrwerk
Verdichtungslinien verschiedener Reifentypen bei gleichem Innendruck und gleicher Radlast (links Xeobib, rechts XM 108)
2.4. Schlupf, abhängig von
Bodentragfähigkeit
Bodenfeuchtigkeit
Bereifung (Type, Größe, Zustand)
Luftdruck
Geräteauswahl zum jeweiligen Traktor
Einstellung
der Geräte
Fahrstil
Ballastierung
Beim Pflügen schwanken die Schlupfprozente von 10 bis > 25 %! Wir führen im praktischen Unterricht immer wieder 100-m Tests durch, um den SchülerInnen ein Gefühl für das Einschätzen der Schlupfprozente zu vermitteln.
3. Wie Schadverdichtungen erkennen?
-
Kulturpflanzenwachstum
beurteilen:
Wurzelwachstum, Vitalität, Gleichmäßigkeit
-
Zeigerpflanzen:
Kriechender Hahnenfuß, Stumpfblättriger Ampfer,
Gemeine
Rispe, Löwenzahn, …
sind Verdichtungsanzeiger.
-
Staunässe
- weist auf ein gestörtes
Porensystem hin
-
Penetrometer
–
Gerät, mit dem die Verdichtung punktuell
direkt gemessen werden kann
-
Spatenprobe – wichtige Arbeit, um seine Standorte kennen zu lernen und
Gefügeschäden aufzudecken.
4. Fakten:
4.1. Tragfähigkeit wird falsch eingeschätzt!
Expertengruppen verschiedener Länder arbeiten an praktikablen „Einschätzungsmodellen“ – Bild oben: Aufgrund der eingeschätzten Verdichtungsempfindlichkeit (Y-Achse) kann auf der der maximal zulässige Reifendruck (X-Achse) abgelesen werden.
4.2.
Das
Grobporenvolumen wird durch hohe Radlasten
stark geschädigt
– dies entscheidend für den Gasaustausch und die Wasserführung!
4.3.
Verdichtungsschäden
„wachsen sich nur langsam
aus“!
4.4. Oft Bewirtschaftung bei zu feuchten Verhältnissen
– z.B. Packerwalze geht immer, … Radlasten über 10 t sind keine Seltenheit mehr. Immer mehr Fläche soll in immer weniger Zeit mit weniger Arbeitskräften bewirtschaftet werden – daher Trend oder Notwendigkeit zu leistungstärkeren und schwereren Maschinen.
4.5. Radlasten über 10 t sind keine Seltenheit mehr.
Immer mehr Fläche soll in immer weniger Zeit mit weniger Arbeitskräften bewirtschaftet werden – daher Trend oder Notwendigkeit zu leistungstärkeren und schwereren Maschinen.
4.6. Die Notwendigkeit der Reifendruckanpassung ist vielen Landwirten nicht bewusst oder zu umständlich!
Reifendruck anpassen lohnt sich! Der Schultraktor ist mit speziellen Ventilen zum schnellen Auslassen bzw. Aufpumpen der Luft ausgestattet.
4.7. Es wird zu tief gearbeitet
– 1 cm tiefer und es müssen bis 150 t/ha mehr Erde bewegt werden
4.8. Es wird das Saatbett zu fein hergerichtet
– so fein wie nötig (nicht wie möglich!)
In Fachkreisen heißt es, dass die größte Herausforderung für die Landwirte in Zukunft ein bodenschonender Einsatz in Feld und Wiese einerseits und ein reifenschonender Einsatz auf der Straße andererseits, und das bei sehr hohen Gesamtgewichten und Geschwindigkeiten, sein wird!
Teil 2 Bodenschonung mit moderner Technik
Spritsparen durch Reifendruckanpassung
von Fl. Ing. Johann Dick
Praktische Möglichkeiten, Bodenschadverdichtungen möglichst gering zu halten
• „Verfahrenstechnik ändern“ – Denkansätze:
• Pflügen nur
• wenn es nötig ist (fruchtfolgespezifisch),
• so tief es nötig ist,
• unter möglichst „trockenen“ Bedingungen und
• mit optimal eingestelltem Pflug!
• Onland-Pflügen – verdichtendes Furchenrad gibt es nicht!
• Gülleverschlauchung – bietet sich bei arrondierten Flächen besonders an
• Überladesysteme (Gülle, Ernte von Zuckerrüben, Silomais, Getreide)
• Arbeitsbreiten erhöhen: Chem. UKB, Mineraldüngung, Saat, …
• Arbeitsbreite ausnutzen – keine Überlappungen
• GPS-Spurassistenten einsetzen!
• Kontaktflächendruck vermindern
• Richtige Reifenwahl – eine der wichtigsten Entscheidungen beim Maschinenkauf!
MERKE: Große, tragfähige Reifen kosten bei der Anschaffung zwar mehr, sind aber auf längere Sicht gesehen die bessere Entscheidung.
Onlandpflug im Einsatz exakte Pflugeinstellung automatische
keine Furchenradverdichtung im Praxisunterricht Lenksysteme
Kontaktflächendruck vermindern
• Richtige Reifenwahl – eine der wichtigsten Entscheidungen beim Maschinenkauf!
MERKE: Große, tragfähige Reifen kosten bei der Anschaffung zwar mehr, sind aber auf längere Sicht gesehen die bessere Entscheidung.
•
Je größer die Aufstandfläche bei gleicher Radlast, desto geringer ist die Bodenbelastung pro cm² - siehe Drucklinien
Druckzwiebeln unter unterschiedlich breiten Reifen bei gleicher Radlast
und unterschiedlichen Reifeninnendrücken (nach TIJINK und SPOOR 2004,
verändert nach SÖHNE 1953)
Je größer der Reifen, desto mehr Tragfähigkeit hat er!
Beispiel: Wie hoch muss der Luftdruck eines Anhängerreifens (Güllefass, Kipper)
bei 40 bzw. 10 km/h sein, um 6 Tonnen tragen zu können?
Daten aus Reifenhandbuch „Michelin cargo X bib“ entnommen
MERKE: Der Reifendruck kann mit zunehmender Reifengröße abnehmen, der Bodendruck sinkt!
Spezial-Niederquerschnittreifen (z.B. Xeobib mit Maximalluftdruck von 1 bar)
Vorteile: Nachteile:
geringer Luftdruck - bodenschonend spezielle Felge nötig
geringere Spurtiefen teurer
größere Auflagefläche mehr Verschleiß
mehr Zugkraft
Ein Vergleich zwischen Xeobib und XM 108 zeigt eindeutige Ergebnisse:
Reifenabdrücke
Xeobib (links grün) XM 108 (rot) Quelle: DLG-Feldtag
Grafik: Notwendiger Reifeninnendruck in Abhängigkeit
von der Geschwindigkeit bei 3000 kg Radlast
(Abrollumfang: ca. 5250 mm)
Quelle: Artikel "Reifenwahl" Dr. Uppenkamp, 2007
Spezialfahrwerke, Zwillingsbereifung und Hundeganglenkung sind günstig für den Boden:
Hundeganglenkung bei Großmaschinen 8-Radfahrwerk bei Großraumsilierwagen
Luftdruckanpassung händisch oder automatisch mit Regelanlage
• Händisch : Es werden spezielle Ventile mit großem Durchgang anstatt der normalen aufgeschraubt (Montage 3 min/Ventil).
Zum Absenken einfach das mitgelieferte Manometer aufstecken und den Absperrhahn auf dem T-Stück solange öffnen, bis der gewünschte Luftdruck erreicht ist.
Zum Aufpumpen wird zusätzlich der Druckluftschlauch an die Versorgungsleitung der Traktordruckluftanlage gekuppelt und der Absperrhahn geöffnet.
Der Traktor läuft mit mittlerer Drehzahl und pumpt sich „selber seine“ Reifen auf.
Messung aus dem Praxisunterricht:
Vom Traktor aus mit automatischer Abschaltung bei eingestelltem Sollwert
• Luftführung außen – nachrüstbar, billiger
• Gebohrte Achsen – nicht nachrüstbar, teurer, gut geschützter Drehüberträger
Fakten:
• Der Reifen ist das Bindeglied zwischen Maschine und Boden – er kann viel, wenn man den Luftdruck anpasst!
• Jedes 1/10 bar weniger mindert den Bodendruck, erhöht die Zugkraft, spart Zeit und Geld!
• 1 cm mehr Spurtiefe = 1 % mehr Steigung!
• 1 cm mehr Spurtiefe braucht tiefere Nachbearbeitung!
• als Einstieg ist das „Airbooster“Set interessant
Bei Interesse kann das Set über die LWS Burgkirchen bestellt werden.
Das Team „LWS Burgkirchen führte in Zusammenarbeit mit der Fa. Schwarzmayr diesen Versuch im Rahmen des Landesackerbautages 2008 in Reichersberg – Hamminger KEG – durch. Die Bedingungen waren optimal, d.h. der Boden war trocken und tragfähig, sodass bei schlechteren Verhältnissen der Vorteil eines angepassten Luftdrucks noch deutlicher sichtbar geworden wären. TEAM LWS Burgkirchen von links nach rechts: Ing. Dick (Landtechnik), Dir. Mayer (Betriebswirtschaft) Ing. Rieger (Pflanzenbau), Ing. Daller (Landtechnik).
Mit 0,6 bar um 5,3 m weiter als mit 1,6 bar bei nur 45 Fahrsekunden - in 1er Stunde sind es immerhin schon 424 Meter!
Ideenwettbewerb Nachhaltigkeit
Unter dem Motto „Save food & allen geht’s gut“ gibt es in Zusammenarbeit mit allen Bundesländern und der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik einen Ideenwettbewerb Nachhaltigkeit für alle Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftlichen Fachschulen.
Macht mit, stellt eure kreativen Ideen per Video vor und gewinnt tolle Preise! – Einreichschluss ist der 20.12.2022
» Hier geht’s zu mehr Infos (PDF)
Sie möchten sich als Landwirtschaftslehrer/in bewerben? Schicken Sie Ihre Bewerbungs-unterlagen inkl. Zeugnis und Lebenslauf an lwbfs.post@bildung-ooe.gv.at oder folgen Sie dem Link zur Onlinebewerbung.
Schul- und Heimbeihilfen
Anträge liegen ab Schulbeginn in den Schulen auf oder sind selbst zum downloaden. Einreichfrist 31.12. des laufenden Schuljahres. Bei späterer Sendung wird die Beihilfe ab dem Monat des Posteingangs gewährt
Informationen über Schul- und Heimbeihilfen sowie Download-Formulare
www.schuelerbeihilfen.at
Bildungsinhalte
Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschulen in OÖ.
Informationen über Bildungsinhalte der vier Fachrichtungen sowie die Ausrichtung der vielfältigen Ausbildungsschwerpunkte finden Sie hier in Kurzform
» Informationsfolder (PDF)
Landwirtschaftliches Praktikum im Ausland
Förderung von Auslandspraktika
Landwirtschaftliches Praktikum im Ausland
Facharbeiter für Biomasse und Bioenergie
» Mehr Information an den Fachschulen Schlierbach, Waizenkirchen und im Folder (PDF)
Unterhartberg 5 | 5274 Burgkirchen | Telefon (+43 732) 77 20-771 00 | Fax (+43 732) 77 20-27 71 99 | E-Mail lwbfs-burgkirchen.post@ooe.gv.at
